Die Anforderungen werden mehr

das Personal wird weniger

Wortwolke zur Arbeitsorganisation

So lautet die knappe Zusammenfassung einer Umfrage der Gewerkschaft GPA, die im Frühjahr 2021 durchgeführt wurde und an der 595 Betriebsrätinnen und Betriebsräte teilgenommen haben. Die titelgebende Aussage ist ein Originalzitat, das jemand auf die Frage “Was ist ein typischer Satz, den der Betriebsrat von den Beschäftigten besonders häufig in den letzten beiden Jahren hört?” Hier noch einige Antworten von Betriebsrät*innen stellvertretend für viele ähnlich lautende:

Ich weiß gar nicht, was ich zuerst tun soll.

Der Chef hat keine Ahnung was wir alles leisten.

Die Work-Life-Balance stimmt nicht mehr

Der Kontakt zu den KollegInnen fehlt!

Immer weniger Mitarbeiter müssen immer mehr leisten.

Die Kommunikation sollte verbessert werden

alles ist unpersönlicher geworden!! und noch mehr Druck entstanden!!

Chaos pur

Einige Umstände, die bemängelt wurden, sind sicherlich auch dem Bedingungen des Home-Office geschuldet, wie beispielsweise mangelnde Kommunikation oder chaotische Verteilung von Arbeitsaufgaben. Die mangelnde Zeit, etwas zu erledigen, ist wohl auch dadurch verursacht, dass eine dünne Personaldecke in vielen Betrieben gang und gebe ist und diese wirkt sich auch auf weitere Bereiche aus (wie Zeitmangel, Arbeitsdruck, Überforderung). Obwohl in der Befragung nicht explizit auf die Personalsituation eingegangen wurde, wurde Personalmangel von zahlreichen Betriebsrät*innen thematisiert.

drängendstes Problem: Personal- und Zeitmangel

Es wurde auch gefragt, welche Situation für die Beschäftigten derzeit typisch ist. Dabei stellte sich heraus: Jede sechste Person arbeitet unter Zeitdruck. Jede sechste macht sich große Sorgen. Und dennoch wird gegenseitige Unterstützung groß geschrieben. Jede*r vierte Betriebsrat*rätin machte ihr Häkchen bei der Beobachtung, dass Beschäftigte einander unterstützen.

die Beschäftigten helfen sich gegenseitig

Die Gewerkschaft GPA hat zahlreiche arbeitsorganisatorische Fragen an die Betriebsrät*innen gestellt. Unter anderem sollte geprüft werden, ob durch das vermehrte Arbeiten im Home-Office jetzt eine das großflächige Einsparen von Büroräumlichkeiten bevorsteht. Diese Annahme hat sich vor allem im Bankensektor bestätigt (wo allerdings ein Großteil der heimischen Banken bereits in den letzten Jahren in Großraumbüros mit reduzierter Fläche übersiedelt ist). Insgesamt gehtne 23% der Befragten davon aus, dass bei ihnen im Betrieb zukünftig Büroflächen eingespart wird und 26% vermuten, dass dies der Fall sein wird. 32% sagen “kommt eher nicht” und 14% “kommt garantiert nicht”.

Ein weiteres spannendes Ergebnis brachte die Frage, ob die beschäftigten von ihren Führungskräften klare Zielsetzungen erhalten; bei 40% trifft dies (völlig) zu, bei 40% teils teils und 20% können diese Aussage nicht bejahen.

Wie kann man die derzeit schwierige Situation meistern? Welche Angebote helfen, damit die Beschäftigten gute Rahmenbedingungen vorfinden? Wo kann der Betriebsrat sich einbringen? Ein paar Zitate, die Möglichkeiten aufzeigen, wie mit dem gestiegenen Arbeitsdruck umgegangen wird.

positive Beispiele zur Arbeitsgestaltung

  • Entschädigung für Homeoffice-Kosten, Essenszuschuss zum Homeoffice
  • Eigenes Budget für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
  • gesonderte Arbeitsräume für Online-/Videokonferenzen
  • Wiki mit allen wichtigen Informationen; z.B. BVs, Richtlinien für die Corona-Zeit etc.
  • Evaluierung wird mit AMD (Arbeitsmedizinischer Dienst) durchgeführt (z.B. Befragung zu Ausmaß und Bedarf und zur Geräte-Ausstattung im Homeoffice und zur Ergonomie am Arbeitsplatz), Augenmerk auf Evaluierung psychischer Arbeitsplatzbelastungen
  • Impfangebote
  • eine Arbeitsgruppe auf Teams zum Thema “kollegiales Führen” wurde ins Leben gerufen
  • Virtuelles “Office-Fit” (eine freiwillige online Fitness-Stunde in der Arbeitszeit)

Den detaillierten Bericht zu der Umfrage können Betriebsräte*innen der Gewerkschaft GPA bei ihren betriebsbetreuenden Regionalsekretär*innen erhalten.

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