Web 2.0 im Viertel zwei
Unser Beirat für Arbeit & Technik hat sich kürzlich am neuen Standort von Novartis im “Viertel zwei” getroffen. In dem zwischen Messegelände und dem Trabrennplatz neu errichteten Bürokomplex haben wir uns mit den Chancen und Risiken der Betriebsratsarbeit im Web 2.0 auseinandergesetzt.
Einige Ideen, Meinungen und Zitate zu unserer Veranstaltung:
Bei den Inhalten muss Vorsicht gelten.
Faustregel: Nichts in den Blog stellen, was nicht auch in der BR-Zeitung stehen kann.
Menschen auf Fotos fragen, ob sie im Web sein wollen, falls nicht, wieder löschen.
Betriebsvereinbarungen haben im Blog nichts verloren.
So ein Blog ist nichts für Betriebsrats-AnfängerInnen. Da muss man schon sehr genau wissen, wozu man das einsetzt. Es kann ja immer nur ein Teil der Kommunikation mit der Belegschaft sein. Das persönliche Gespräch kann man nie dadurch ersetzen.
Man muss sich schon klar sein, äußert ein Betriebsrat, dass man damit auch die Diskussionsleitung aus der Hand gibt. Die Themen, die von der Belegschaft kommen, sind dann auf jeden Fall auf dem Tisch und können sich hochschaukeln. Erfahrungsgemäß ist die Beteiligung der Belegschaft eher gering. Vor allem bei offenen Blogs im Internet werden kaum Kommentare gepostet. Eine bloggende Betriebsrätin:
Wir haben deshalb bewusst auf die Kommentar-Möglichkeit verzichtet, weil sonst hätten wir nur leere Felder produziert und das ist frustrierend.
Eine Betriebsrätin mahnte, dass die Inhalte eines Blogs im BR-Gremium abgestimmt sein müssen, damit man nicht im Nachhinein von der Geschäftsführung auseinander dividiert werden kann. Das wäre organisatorisch schwierig, meinte eine andere Kollegin, weil damit die Aktualität des Blogs leide.
Der Betriebsrat hat ganz klar Informationspflichten gegenüber der Belegschaft. Wie ich kommuniziere, kann mir der Arbeitgeber nicht vorschreiben. Das muss so sein, wie es im Betrieb üblich ist. Wenn wir ein hochtechnischer IT-Betrieb sind und der Arbeitgeber kommt mir mit Zettel und Bleistift für eine Notiz am Schwarzen Brett, dann kann er sich das behalten.
Angeregt durch die Präsentation eines Blogs, der ausgehend vom Betriebsrat der medizinischen Universität Wien für alle Universitäten Österreichs ins Leben gerufen wurde und effektiv für politische Kampagnen (z.B. zum UOG) eingesetzt wurde, begannen BetriebsrätInnen aus dem Bankenbereich zu überlegen, wie es wohl wäre wenn… die Banken… mit einem überbetrieblichen Blog…
Vor allem für unseren Außendienst ist der Betriebsratsblog ein wichtiges Informationsmittel.
Bei uns stellt sich dann immer die Frage: gut, aber wer macht’s? Es fehlt an Zeit und manchmal an Rechtsexpertise.
Ein Kollege aus der GPA-djp berichtete von einem Pharmakonzern, bei dem sich die Geschäftsführung das Knowhow der MitarbeiterInnen im Umgang mit Social Networks zu nutze machen möchte. MitarbeiterInnen werden aufgefordert, sich in einem Blog über ihr Arbeitsleben zu äußern – natürlich ausschließlich positiv. Dazu gibt es eine eigene konzernweite Policy und die poppt auf, sobald das Wort “blog” in einem Email verwendet wird – schöne neue Welt.