In einer Neuerscheinung im Rahmen der Reihe GUTE ARBEIT widmen wir uns dem medialen Strukturwandel, der mit der Weiterentwicklung des Internets zum sogenannten Web 2.0 bzw. in Richtung Social Media stattfindet. Im Fokus der Broschüre stehen dabei die Auswirkungen auf die Arbeitsorganisation, die Gestaltung von Arbeitsprozessen, die Kommunikation im Unternehmen etc. sowie die daraus folgenden Konsequenzen für ArbeitnehmerInnen und die Möglichkeiten für den Betriebsrat, hier mitzugestalten.
Internet: Herausforderung für BetriebsrätInnen
Das Internet gehört sicher zu jenen technischen Entwicklungen, die die Arbeitswelt in den letzten zwanzig Jahren am stärksten verändert haben. Viele der Arbeitsprozesse, die heute via Internet und seiner Anwendungen wie zum Beispiel Email abgewickelt werden, wurden zuvor gänzlich anders bewerkstelligt. Das hat entscheidende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie in Unternehmen kommuniziert, mit Informationen und Daten umgegangen und schließlich Arbeit organisiert wird. So wird heute in Projekten, in (virtuellen) Teams, zeitlich und räumlich immer stärker entgrenzt und flexibilisiert gearbeitet.
Obwohl es kaum noch Unternehmen gibt, in denen Internet und Email nicht im Einsatz sind, wirft die Internetnutzung am Arbeitsplatz nach wie vor Fragen auf, wie zum Beispiel: Ist privates Surfen erlaubt? Welche Daten hinterlasse ich beim Surfen und wer hat auf diese Zugriff? Gerade weil Internet und Email zu einem ständigen, alltäglichen Arbeitsmittel vieler ArbeitnehmerInnen geworden sind, besteht hier nach wie vor Regelungsbedarf, in dessen Rahmen der Betriebsrat wichtige Mitbestimmungsrechte hat.
Das Internet erneuert sich ständig: Web 2.0 und Social Media
Trotz der hohen Verbreitung von Internet und Email und der beständigen Zunahme ihrer Nutzung ist das Thema Internet noch keineswegs „erledigt“, als hätte es sich, wie zum Beispiel das Telefon oder die Uhr, zu einem mehr oder weniger gewöhnlichen technischen Bestandteil unseres Lebens entwickelt. Das Internet hält sich in Diskussion. Es wird nicht nur von Google, Facebook & Co. heiß umkämpft, sondern es verändert sich und die Art und Weise, wie es genutzt wird. Unter den Stichworten „Web 2.0“ (ursprünglich und auch heute noch vielfach als Marketingbegriff verwendet) und „Social Media“ werden seit einiger Zeit Veränderungen beschrieben und diskutiert, die auf eine neue Version des Internets und eine Neuordnung der Medienlandschaft hinauslaufen. Nicht nur die Informationsvielfalt nimmt zu, sondern das Internet spielt in immer mehr Lebensbereichen – besonders in Wirtschaft und Verwaltung – eine wichtige Rolle. Die Zeit, die online verbracht wird, wird mehr. Nicht zuletzt auch durch internetfähige Mobilgeräte wie Blackberry und iPhone. Dabei hinterlassen InternetnutzerInnen heute zunehmend mehr Spuren.
Über den Hype hinaus: Beschäftigung mit nachhaltigem Medienwandel in der Arbeitswelt
Mit der Broschüre “vernetzt, ver[www]irrt, verraten? Web 2.0 in der Arbeitswelt – ein Überblick für BetriebsrätInnen” sollen die derzeit erkennbaren Auswirkungen von Web 2.0 und Social Media auf Unternehmen und ArbeitnehmerInnen beschrieben werden. Sie soll zum bewussten Umgang mit neuen Medien und zur Mitgestaltung ihrer Nutzung im Betrieb anregen, um Kommunikationmöglichkeiten sinnvoll zu erweitern und den ArbeitnehmerInnen ein vertrauensvolles Arbeitsklima unter Berücksichtigung des Privatsphärenschutzes zu bieten.
Dabei werden wichtige Problemfelder behandelt und Möglichkeiten der Belegschaftsvertretung, die Veränderungen mitzugestalten, aufgezeigt. Vielfach sind die konkreten Auswirkungen der neuen Mediennutzung allerdings noch offen und eine Reihe von Fragen wird noch auf uns zu kommen. Sicher scheint allerdings: Web 2.0 und Social Media stellen genauso wenig nur einen vorübergehenden Hype dar wie früher Radio und Fernsehen bzw. in jüngerer Vergangenheit das Internet.
Die Aufgabe einer Gewerkschaft kann in dieser Hinsicht nur darin bestehen, die aktuellen Entwicklungen genau zu beobachten, Risiken und Potenziale zu identifizieren und die Nutzung im Sinne der ArbeitnehmerInnen mitzugestalten. Ganz nach dem Motto:
„Technik ist Politik. Und Technikgestaltung ist Gesellschaftsgestaltung. Denn technische Entwicklungen verändern die Welt – und zwar oftmals folgenreicher und nachhaltiger als alle politischen Institutionen. Politiker und politische Organisationen, die sich nicht frühzeitig und kenntnisreich mit den Wechselwirkungen zwischen Technik und Gesellschaft befassen, verlieren allmählich den Kontakt zur Realität und damit auch ihren Einfluss, wenn nicht gar ihre Existenz.“ (Ulrich Klotz: Mit dem „Unternehmen 2.0“ zur „nächsten Gesellschaft“, in Computer und Arbeit – vernetztes Wissen für Betriebs- und Personalräte, Nr. 8-9 2008, Seite 12.)
Inhaltsverzeichnis
- Arbeit – Technik – Internet: Eine Einleitung
- Das Internet in einer neuen Version: Web 2.0
User Generated Content | Medienwandel - Bausteine des Web 2.0: Plattformen, Netzwerke und „Schwarmintelligenz“
Blogs | Twitter | Tags | RSS | Wikis | Social Networks - Die Massen im Bann des Web 2.0: Stetig steigende Nutzung
Kollaboration und Vernetzung | NutzerInnenzahlen Facebook | Webpräsenz – Privatsphäre 2.0 - Der Medienwandel in der Arbeitswelt: Willkommen im „Unternehmen 2.0“
Wissensmanagement | PR und Marketing 2.0 | Social Media-Richtlinien | Recruiting 2.0 - Web 2.0 im Betrieb: Grundlagen der Nutzung und Regelung
Überwachungsmöglichkeiten | Mitbestimmung | Internetnutzung am Arbeitsplatz | Betriebsvereinbarung Internet
Downloadmöglichkeit und Bestellinformationen auf der GPA-djp-Homepage
“vernetzt, ver[www]irrt, verraten? Web 2.0 in der Arbeitswelt – ein Überblick für BetriebsrätInnen”
Link: “Facebook als Karrierefalle”, Artikel zum Thema in den Salzburger Nachrichten vom 29.11.2010.
Pingback:» Spezialworkshop: Arbeitsrechtliche Fragen zur Nutzung von E-Medien und Web2.0-Instrumenten GPA-djp Bildungsabteilung